GEMEINDE AUFBAUEN
Als Kind war Thomas in der Jungschar, begann bereits im Alter von 17 Jahren in der Bibel zu lesen und mit seinem Pfarrer darüber zu diskutieren. Sein Lebensweg führte ihn aber nichts ins Priesterseminar. Er ist gelernter bautechnischer Zeichner, Webdesigner und war Berufssoldat. Außerdem hat er 85 Länder bereist und dabei verschiedene Kulturen und Religionen kennengelernt. Das hat ihn geprägt. In Innsbruck studierte er dann Religionspädagogik und kam 2019 kam er mit seiner Frau, die damals eine Stelle als Krankenhausseelsorgerin bekommen hatte, nach Vorarlberg. Seine Hochzeit und das Vater-Werden haben ihn ebenfalls geformt. Er erklärt: „Ich bin Vater einer dreijährigen Tochter und eines einjährigen Sohnes. Das ist eine spirituelle Reise auf Alltagshöhe.“ Über seinen Berufungsweg sagt er: „Ich war immer viel unterwegs und es hat mich dorthin geführt, wo ich heute bin.“
AUFGABEN
Aber wie sieht denn der Arbeitstag eines Gemeinde - und Pastoralleiters aus? Folie berichtet von seinen Schwerpunkten am Tag des Interviews: Am Vormittag war er präsent in der Altstadt Bludenz und hat die "Sommerkirche" in Gespräch gebracht: „Es gab sehr viele Kontakte und Gespräche. Das war echt gut und missionarisch.“, freut er sich. Und weiter: „Gleich habe ich ein Planungsgespräch zum Jubiläumsanlass „90 Jahre Kreuzkirche“ im Herbst.“ Für diesen hat er die Leitungsverantwortung und muss manche Prozesse ins Rollen bringen. D. h. Er initiiert und delegiert, aber bei der konkreten Ausführung ist er nicht immer dabei. Am Abend trifft sich der Gemeindeleiter mit dem Kinderkircheteam zum Rückblick und Ausblick. Anschließend ist das Team von der Pfarre zu einem Dankschön-Essen eingeladen. Thomas Folie ist stellvertretend für die Pfarre dabei.
Als Gemeinde – und Pastoralleiter hat er übergeordnete Aufgaben, d.h. er ist zum Beispiel verantwortlich für das Personal und leitet das Team der Hauptamtlichen. Er koordiniert, vernetzt und organisiert. Wenn zum Beispiel jemand im Sterben liegt, bekommt er den Anruf und organisiert einen Priester oder ein/en Seelsorger:in. Ist niemand verfügbar, macht er sich persönlich auf den Weg. Zwar leitet er Begräbnisse, aber: „Momentan feiere ich nicht regelmäßig Wortgottesfeiern, weil ich es als meinen Auftrag sehe, Menschen zu gewinnen, die das tun.“, sagt der Gemeindeleiter, dem es wichtig ist, die Gemeinde aufzubauen.
BERUFSFELD IM WANDEL
Thomas Folie gehört zur Berufsgruppe, die momentan „Pastoralassistent" heißt. Zu ihr gehören Pastoralassistenten, Gemeindeleiter, Pastoralleiter, Krankenhausseelsorger usw.
Die Berufsgruppe ist im Wandel, da nicht klar ist, wer die Mitglieder eigentlich sind, was sie alles tun und wer sie in Zukunft sein wollen. Das beginnt bei der Berufsbezeichnung, die in ganz Österreich unterschiedlich ist. Das Kirchenrecht spricht von einem Amt, das auf Dauer eingerichtet ist und geistlichen Zwecken dient. (CIC Kanon 145, Paragraph 1) Diese allgemeine Formulierung lässt Spielraum, bringt aber Unklarheit mit sich. Die Stellenbeschreibung und das Pflichtenheft helfen in der Praxis.
EIN SCHÖNER BERUF
Folie wünscht sich Klarheit. In Zukunft könnte der Begriff der „Seelsorger“ verwendet werden: „Bei einer Krankenhausseelsorgerin kann man sich vorstellen, was sie tut. Wenn man hauptamtlichen Theolog:innen in den Pfarren „Pfarreiseelsorger:innen“ nennen würde, wäre dies hilfreich.“, meint er. Grundsätzlich schätzt er seinen Beruf: „Ich glaube, dass wir einen wunderschönen, zukunftsfähigen Beruf haben, der aber in großen Räumen gedacht wird - mit Teams aus Priestern, Diakonen, Verwaltungspersonal und weiteren Hauptamtlichen.“
Ein Interview des Kirchenblatt´s Vorarlberg
SR. M. ANASTASIA FRANZ